Warum Sie sich mit Kanzleicontrolling beschäftigen sollten
Dass das Thema Controlling in Anwaltskanzleien seit geraumer Zeit „en vogue“ ist, liegt daran, dass der Rechtsberatungsmarkt sich ändert. Noch als Weiland Günter Strack als Dr. Dieter Renz seine ersten Fälle für Zwei im ZDF übernahm, war die Anwaltszulassung mehr oder weniger Garant für ein gutes Auskommen – aber diese Zeiten sind vorbei.
Das Interesse an Kanzleicontrolling ist nicht nur eine Folge wirtschaftlichen Druckes
In vielen Kanzleien sinken die Umsätze oder steigen zumindest weniger schnell als die Kosten. Aber es liegt nicht nur am größeren wirtschaftlichen Druck, dass das Thema Kanzleicontrolling in den Fokus gerückt ist. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass zur Verbesserung der Abläufe – und damit der Qualität und Schnelligkeit der Erbringung der anwaltlichen Dienstleistung – fundierte Informationen hilfreich sind.
Dass die Rechtsberatungsbranche im Umbruch ist, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. In den zurückliegenden Jahrzehnten war das Berufsbild des Rechtsanwalts erheblichen Veränderungen unterworfen – sowohl hinsichtlich des anwaltlichen Selbstverständnisses als auch hinsichtlich der Anforderungen der Mandanten.
Nicht-anwaltliche Dienstleister und technologiegetriebene Online-Beratungsprodukte drängen seit Einführung des Rechtsdienstleistungsgesetzes verstärkt in den Markt. Mit dem, was lange Jahre anwaltliches Brot-und-Butter-Geschäft war, lässt sich kaum noch Geld verdienen. Gleichzeitig steigt der technische Aufwand in den Kanzleien und damit wiederum die Kosten.
Dies hat letztlich zu einer radikalen Änderung der Struktur des Anwaltsmarktes geführt. Die Kanzleien werden tendenziell größer und spezialisierter. Das klassische Anwaltsbild hat sich zusehends aufgelöst und immer weiter ausdifferenziert – auch wirtschaftlich: während einerseits etwa 4 % bis 5 % der Rechtsanwälte rd. 40 % der Honorare vereinnahmen, ist andererseits die wirtschaftliche Lage in vielen Anwaltskanzleien zunehmend schwierig.
Soweit wir heute sehen können, sieht sich unser Beruf auch in der Zukunft erheblichen Veränderungen ausgesetzt:
1) Es ist damit zu rechnen, dass der Wettbewerb unter den Anbietern juristischer Dienstleistungen sich weiter verschärfen wird – einerseits aufgrund fortschreitender Deregulierung, aber auch aufgrund gestiegener Erwartungen der Mandanten und vor allem durch Entwicklungen im Bereich legal-tec. Zudem wird der Wettbewerb zunehmend entlokalisiert und internationalisiert.
2) Die Standardisierung anwaltlicher Dienstleistungen wird – zumindest in Teilbereichen – zunehmen, was wiederum Auswirkungen auf die Honorarpolitik der Kanzleien haben wird.
3) Das Spektrum der anwaltlichen Tätigkeit wird, ebenso wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit, weiter zunehmen. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Sozietät zwischen Anwälten und Ärzten/Apothekern aus Januar 2016 (BVerfG, Beschl. v. 12.1.2016, Az. 1 BvL 6/13) hat die Tür weit aufgestoßen.
4) Im Zuge dieser Entwicklung werden wirtschaftliche Fragen für die Kanzleien ebenfalls deutlich an Bedeutung gewinnen. Angesichts des Preisdrucks wird die Kenntnis der Profitabilität einzelner Mandate wichtiger, da diese entscheidende Hinweise auf den Veränderungsbedarf bei Mandatsannahme und Honorarverhandlungen gibt. Auch das dürfte insgesamt zu einer weiteren Professionalisierung der Verwaltungsstrukturen führen.
Was ist Kanzleicontrolling?
Controlling bezieht sich auf das englische Verb „steuern“. In der Betriebswirtschaft meint es eine Teilfunktion der Unternehmensführung die darauf abzielt, das Management mit den notwendigen Informationen und Instrumenten zu versorgen.
Diese Fragen sollte Ihr Kanzleicontrolling beantworten!
Erfahren Sie in diesem Text-Download von Dr. Schnee-Gronauer die nächsten Schritte für den praktischen Einstieg in Ihr Kanzleicontrolling.
Kanzleicontrolling
Erfahren Sie in diesem Text-Download „Welche Fragen Ihr Controlling beantworten muss“ die nächsten Schritte für den praktischen Einstieg in Ihr Kanzleicontrolling.
In diesem Umfeld hilft Ihnen Controlling – wo es vielleicht vor ein paar Jahren noch nicht nötig war – indem es die nötigen Informationen liefert und Ihnen hilft, die richtigen Verhaltensanreize zu setzen. Es ist also ein Werkzeug um Ihnen zu helfen, bessere Entscheidungen bei der Führung Ihrer Kanzlei zu treffen; denn wer ein Unternehmen führt, braucht die richtigen Informationen – das gilt für Anwaltsunternehmen ebenso wie für alle anderen.
Das greifbare Ergebnis ist ein kanzleispezifisches Reporting – also ein Berichtssystem, das passend zu den Besonderheiten Ihrer Kanzlei und Ihren Zielen die geeigneten Steuerungsimpulse liefert und sicherstellt, dass die relevanten Daten der richtigen Person zur richtigen Zeit zur Verfügung gestellt werden.
Es geht also um zwei Aspekte: Zum einen darum, dass die Kanzleiführung den Überblick über bestimmte betriebliche Kenngrößen behält und zum anderen um Verhaltenssteuerung. Kanzleicontrolling liefert also auch so etwas wie einen laufend aktualisierten Wegweiser, der dem Einzelnen hilft, die Ziele der Kanzlei nicht aus den Augen zu verlieren.
Aber hat ein guter Anwalt das nicht sowieso im Gefühl? Er kennt doch schließlich seine Mandanten und seinen „Laden“.
Bauchgefühl und Rationalität
Ja und Nein. Das eigene Baugefühl ist wichtig – aber es versagt angesichts der Fülle der Einzelinformationen, mit denen es jeder von uns täglich zu tun hat. Diese Informationen müssen zunächst einmal verdichtet werden, damit Sie vor lauter Bäumen den Wald nicht aus dem Blick verlieren.
Zudem sind menschliche Gehirne nicht besonders gut im Umgang mit Zahlen und statistischen Zusammenhängen – eine Schwäche, unter der übrigens trotz anders lautender Gemeinplätze nicht nur Juristen leiden. In diesem Bereich führt uns unsere Intuition häufig in die Irre; Hans-Peter Beck-Bornholdt und Hans-Hermann Dubben haben darüber eine Reihe wunderbar unterhaltsamer Bücher geschrieben: „Der Hund, der Eier legt. Erkennen von Fehlinformation durch Querdenken“, „Mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit. Logisches Denken und Zufall“ und „Der Schein der Weisen: Irrtümer und Fehlurteile im täglichen Denken“.
Dazu zwei Beispiele, die Sie prima bei der nächsten Soziensitzung zum Besten geben können (und die ich dem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann entliehen habe).
Als Studenten der amerikanischen Eliteuniversitäten Harvard, MIT und Princeton in einem Test gefragt wurden, wie viel der Ball kostet, wenn ein Ball und ein Schläger zusammen 1,10 $ kosten und der Schläger einen Dollar mehr kostet als der Ball, lagen über 50 % der Befragten daneben: Sie hatten intuitiv auf 10 Cent getippt (richtige Lösung 5 Cent). Bei Universitäten mit weniger strengen Auswahlkriterien lag die Rate derer, die falsch geantwortet hatten bei über 80 %.
Unsere „Unfähigkeit“ Zahlen zu begreifen, zeigt sich noch stärker bei nicht linearem Wachstum. Oder hätten Sie gedacht, dass, wenn man ein Blatt Papier 50 Mal in der Mitte faltet, der Stapel fast 2/3 der Strecke von der Erde bis zur Sonne hoch ist (2 hoch 50 * 0,1 mm – der Dicke von Schreibmaschinenpapier)? – Vorausgesetzt jedenfalls, Sie finden ein Papier, das groß genug ist.
Dr. Andreas R. J. Schnee-Gronauer
Rechtsanwalt & Diplom-Ökonom Dr. Schnee-Gronauer entwickelt Lösungen für Nachfolge, Risikosteuerung und bei Krisen.
Jetzt weiterlesen
Die Kanzleisoftware, die Ihnen den Rücken freihält
Kanzleisoftware Advolux